bei licht
G1
meine damen und herren im jahre sechzehnhundertsoundsoviel
schrieb der französische dichter pierre corneille ein stück mit
dem titel l’illusion comique
G2
gesetzt den fall sie sind mit unserem vorschlag einverstanden
und stellen sich vor sie sind tot wird monsieur corneille selbst
verständlich unter ihnen weilen ich bin sogar sicher er wird es
sich nicht nehmen lassen bei passender gelegenheit das wort
zu ergreifen
G1
in diesem stück bittet ein alter mann einen großen zauberer
ihm das schicksal seines verlorenen sohnes zu offenbaren der
magier erfüllt die bitte und spielt ihm das leben seines sohnes
als theaterstück vor mit eben diesem sohn in der hauptrolle
denn der war unter die schauspieler gegangen
G2
monsieur corneille bitte
G3
(der sich längst zu wort gemeldet hat)
sie vergessen daß ich den plan zu diesem stück der neuesten er
findung meiner zeit dem perspektiv verdanke ich baute das
stück wie eine art fernrohr in welches man verkehrtherum hin
einschaut dem licht vergleichbar das in das instrument fällt
folgt illusion auf illusion dem strahlengang und zum schluß be
findet sich der zuschauer an dem realen punkt und auslöser aller
meiner theatralischen illusionen dem schauspieler aber natür
lich nicht dem natürlichen sondern dem schauspieler als er
scheinung im auge des betrachters
(monsieur corneille verbeugt sich und nimmt wieder platz nach
dem er den applaus von g1 und g2 entgegengenommen hat)
G1
und durch diesen wahrhaft meisterlichen kunstgriff gelang es
monsieur corneille zum ersten mal auf dem theater den
wunschtraum eines sterbenden darzustellen
im dunkeln
G2
irgendetwas stimmt nicht
G1
weil wir nicht den traum eines lebenden sondern den alptraum
eines toten darstellen wollen
G2
du meinst die personen unserer handlung sind figuren aus dem
stück von corneille
G1
genauso stell dir vor der vorhang öffnet sich auf eine weise die
ihn zum eingang jener höhle werden läßt in der der magier al
candre hauste ihr inneres ist wie ein sterbezimmer eingerichtet
im bett liegt pridamant der vater clindors
G2
gespielt von clindor seinem sohn
G1
erwachend aus dem traum von ebendiesem um zu sterben
G2
doch mit ihm sterbend dieser clindor
G1
der sterbend seines vaters sterben spielt
G2
das finde ich ganz schön makaber
G1
was ist daran makaber makaber ist nur die musik schon beim
stimmen klingt das orchester hölzern und blechern wirkt steif
und ungelenk als pfiffe es durch die rippen bliese auf knöchel
chen
G2
ich finde das makaber weil da skelette musizieren die sich als
lebende menschen verkleidet haben